In einer Zeit, in der viele Indie-Games versuchen, mit Retro-Grafik und Roguelike-Mechaniken auf sich aufmerksam zu machen, betritt God Save Birmingham die Bühne mit einem Vorschlaghammer – buchstäblich und metaphorisch. Dieses Spiel ist nicht nur ein rauer, pixeliger Street-Brawler mit Charme, sondern auch eine bissige Sozialstudie mit Baseballschläger im Anschlag. Willkommen in Birmingham. Es ist 1986, Maggie regiert, die Straßen gehören dir – und der Punk lebt.
Punch above your class
God Save Birmingham wirft dich in die Rolle eines heruntergekommenen, aber unbeugsamen Protagonisten – ein Kind der Arbeiterklasse, das mit Fäusten, Wut und einem scharfen Sinn für Gerechtigkeit gegen eine Welt kämpft, die es längst aufgegeben hat. Das Gameplay? Oldschool-Beat-’em-up à la Streets of Rage, angereichert mit satirischer Gesellschaftskritik und einem Soundtrack, der irgendwo zwischen The Clash, Joy Division und Motorhead einen Molotowcocktail anzündet.
Der Stil? Gritty Pixel Art mit Neon-Akzenten, durchzogen von Postpunk-Ästhetik und einem Hauch DIY-Zine-Romantik. Das Spiel ist nicht hübsch – es ist ehrlich. Jeder Level wirkt wie eine Kneipenschlägerei im Hinterzimmer des Thatcherismus. Und genau das ist der Punkt.
Gameplay mit Grit
In klassischer Beat-’em-up-Manier prügelst du dich durch Reihen von Neonazi-Skins, korrupten Bullen und schleimigen Politikern. Aber God Save Birmingham ist kein simples Hau-drauf-Spiel: Es geht ums Überleben, ums Überlisten, und ja – manchmal ums Verlieren mit Stil. Die Combos sind tight, die Hitboxen fair, und die Schwierigkeit? Sagen wir’s so: Das Spiel traut dir was zu.
Zwischen den Schlägereien erzählt das Spiel in Dialogen und Cutscenes von der Wut und Resignation einer ganzen Generation. Wer glaubt, es gehe hier nur ums Dreschen, wird überrascht sein: God Save Birmingham hat Herz – und eine klare Haltung.
Politik im Pixelformat
Das Spiel hat keine Angst, Stellung zu beziehen. Es thematisiert Klassenkampf, systemische Ungleichheit und sozialen Zerfall – ohne je belehrend zu sein. Der Humor ist schwarz wie das Guinness in einem Pub am Bordstein, die Botschaft schmerzhaft aktuell: Wer nichts hat, hat nichts zu verlieren. Und vielleicht ist das die größte Macht.
Fazit: Anarchy in the Midlands
God Save Birmingham ist mehr als ein Spiel. Es ist ein Statement. Ein wütender Liebesbrief an die Unterdrückten, verpackt in Retro-Grafik, treibenden Basslines und Straßenkampf. Es tut weh – auf die gute Art. Wer sich traut, bekommt hier eines der eindrucksvollsten Indie-Erlebnisse des Jahres.
Bewertung: 9/10 ctrlcraft verdict: God save the Queen? Vergiss es. God save uns alle.
Tipp der Redaktion
Spiele God Save Birmingham mit Gamepad und Kopfhörer – und schalte beim Spielen deinen inneren Punk ein. Du wirst ihn brauchen.